Marxismus und Psychoanalyse - Der sekundäre Krankheitsgewinn als Scharnier zwischen den Funden Marx' und Freuds

Gemeinsame Veranstaltung von WAK-Leipzig und des philosophischen Arbeitskreises der RLS Sachsen.

Vortrag und Diskussion mit Dr. Fritz Erik Hoevels (Freiburg)

18. Oktober 2006, 18:00 Uhr, Harkortstraße 10, RLS Sachsen

Die Veranstaltung wurde von der Leitung der RLS Sachsen abgesetzt, der Referent am 5.10.2006 wieder ausgeladen

Ankündigung

Die Quintessenz der Veranstaltung "Marxismus und Psychoanalyse - 100 Jahre Siegmund Freud" des philosophischen Arbeitskreises mit Siegfried Kätzel und Walter Friedrich am 23.5.2006 nach über zwei Stunden Referat und Diskussion lautete (u.a.): Man müsste nun wirklich mal über Marxismus und Psychoanalyse sprechen. Ein Thema, das deutlich über Marx und Freud hinausgehen müsste, die - aus zu analysierenden Gründen - jeweils an der Grenze stehengeblieben sind. Die stringenteste Analyse dieses Phänomens wird wohl in Hoevels Klassiker "Marxismus, Psychoanalyse, Politik" (Ahriman-Verlag 1983) gegeben, in der die Brücke zwischen Marxismus und Psychoanalyse in konsequenter Fortsetzung von Ansätzen aus den fruchtbaren Jahren Wilhelm Reichs weitergebaut wird. (Hans-Gert Gräbe)

Der primäre Krankheitsgewinn (bei der Störung bzw. Leistungsminderung psychischer Funktionen) ist einförmig: das "Überich" gibt Ruhe bzw. lässt in seiner Aggression nach. Der sekundäre ist vielfältig: die Gesellschaft kann psychische Störungen (z.B. religiösen Glauben) gezielt bzw. strukturell "belohnen", meist negativ (durch unterlassene Verfolgung oder Belästigung). Auf diese und ähnliche Art enstehen Ideologien durch "Memselektion".

Die "Theorie der kognitiven Dissonanzreduktion" des Psychologen Festinger erlaubt uns weitere Einsichten in die Entstehung, vor allem aber Funktion der Ideologie. Sie dient der standardisierten KDR-Bahnung in ihren Zwangsempfängern und gewinnt so erheblich an Durchschlagskraft; die bewaffnete Gewalt zur Aufrechterhaltung ungerechter Herrschaft würde andernfalls fast unbezahlbar. (Fritz Erik Hoevels)

Chronik einer Ausladung

Bericht, zusammengestellt von Hans-Gert Gräbe

Frühjahr 2006: Mit Blick auf die sehr detaillierten und interessanten Ausführungen zu den Schriften und theoretischen Überlegungen von Karl Marx, Siegmund Freud und Wilhelm Reich in (hoevels-83) und (hoevels-01) wird beschlossen, Dr. Hoevels zu einer Diskussion über "Marxismus und Psychoanalyse" als gemeinsamer Veranstaltung des philosophischen Arbeitskreises der RLS Sachsen und des Gesprächskreises WAK-Leipzig einzuladen.

Die Veranstaltung ordnet sich ein in eine Reihe von Veranstaltungen, welche der philosophische Arbeitskreis der RLS Sachsen im Zusammenhang mit dem 150. Todestag von Siegmund Freud organisiert. Weitere Veranstaltungen in diesem Zusammenhang:

Dr. Hoevels nimmt die Einladung an. Wegen vielfältiger anderer Verpflichtungen des Referenten kann ein Termin erst für Oktober 2006 vereinbart werden. Auch über die finanziellen Konditionen wird man sich einig, so dass eine offizielle Einladung zu dieser Veranstaltung ergeht.

Anfang Oktober entscheidet die Geschäftsführung der Stiftung auf der Basis vetraulicher Informationen von Genossen aus Baden-Württemberg, Dr. Hoevels auszuladen. Das folgende Schreiben vom 6.10.2006 hat der Ausgeladene erhalten und zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt:

Sehr geehrter Herr Hoevels,

wir sehen uns leider genötigt, die Veranstaltung am 18. Oktober 2006
abzusagen.  Nach Kenntnisnahme Ihrer politischen Positionen, die wohl mit
denen des Bundes gegen Anpassung identisch sind, haben wir grundlegende
Divergenzen zu den Satzungszielen unserer Stiftung festgestellt.

Wir bedauern die Kurzfristigkeit dieser Entscheidung.

Hochachtungsvoll

Dr. Monika Runge
Stiftungsvorsitzende

Am 18.10. verhindert der Geschäftsführer der Stiftung, Prof. Klaus Kinner, dass der Leiter des philosophischen Arbeitskreises der RLS Sachsen, Prof. Siegfried Bönisch, die Gäste des Arbeitskreises über die Absage der Veranstaltung angemessen informiert. In der Diskussion droht Prof. Kinner offen damit, die Einladungen des Gesprächskreises WAK Leipzig, der sich bis dahin als Gesprächskreis in der Stiftung verstanden hatte, in Zukunft genauer zu prüfen. Diese Misstrauensbekundung veranlasst den Gesprächskreis, auf deutliche Distanz zur Stiftung zu gehen und sich in Zukunft "nicht mehr als Diskussionszusammenhang innerhalb der RLS Sachsen zu bezeichnen".

Nachdem die Leitung der Stiftung deutlich werden ließ, dass sie in keiner Weise an einer Aufarbeitung der bestehenden Differenzen interessiert ist, und diese Position auch im Vorstand am 08.12. auf breite Zustimmung traf, habe ich daraus meine Konsequenzen gezogen und bin aus der RLS Sachsen ausgetreten. Bereits vorher hatte Prof. Siegfried Bönisch im Zuge einer persönlichen Erklärung die Leitung des AK Philosophie niedergelegt.


Ich weise auf die folgenden Webseiten hin, welche den Leserinnen und Lesern dieser Zeilen helfen mögen, sich ein eigenes Bild zu verschaffen (Disclaimer - die Verweise dienen einzig der Dokumentation, ich vertrete oder propagiere diese Positionen weder in Gänze noch im Einzelnen):

Literatur

(hoevels-83)
Fritz Erik Hoevels: Marxismus, Psychoanalyse, Politik. Ahriman Verlag, Freiburg 1983.
(hoevels-01)
Fritz Erik Hoevels: Wilhelm Reichs Beitrag zur Psychoanalyse. Ahriman Verlag, Freiburg 2001.


Prof. H.-G. Gräbe