(c) H.-G. Gräbe, 07/2005 Quelle: http://www.hg-graebe.de/Texte/Kommentare/ND/05-07-03.txt ================================================================ Zur Kolumne "Entfesselung des Wachstums" von R. Hickel (ND 1.7.2005) Hickel liegt sehr richtig mit der Feststellung, dass "die Umwelt eine entschiedene, mutige Partei" braucht und dies unter den gegenwärtigen Konstellationen nur von der sich formierenden Linkspartei erwartet werden kann. Allerdings ist es dabei nicht mit Appellen getan, "nachvollziehbare Instrumente aufzulisten und ein unverzüglich umsetzbares 100-Tage-Programm festzuschreiben", so lange nicht einmal im Ansatz klar ist, _wie_ "die alte soziale Frage mit der auch nicht mehr so neuen Frage nach einer nachhaltigen Umwelt zu verknüpfen ist". Beide Bereiche stehen in der langen theoretischen Diskussion der Linken eigentümlich separiert nebeneinander und sind auch nicht zusammenzubringen, so lange die produkthafte Ausrichtung der Ökonomie und die Prozesshaftigkeit nachhaltiger Umweltentwicklung aufeinandertreffen. Es kann also nur darum gehen, Ökonomie aus regionalen Kreisläufen heraus zu denken, wobei die Betonung sowohl auf _Kreislauf_ als auch auf _denken_ liegt. Aspekte der dynamischen Entwicklung eines solchen Denkens - und da wiederhole ich mich (mein Leserbrief vom 5.6.) - kommen auch in diesem Beitrag von Hickel nicht vor. Im Gegenteil, ein 100-Tage-Programm birgt die Gefahr in sich, dass Denken durch Gedachtes substituiert wird und wenig hilfreicher Aktionismus die Oberhand gewinnt.