Schlusswort zur Konferenz ========================= Hans-Gert Gräbe, Leipzig Ich glaube, ich spreche im Namen aller, wenn ich feststelle, dass wir eine wichtige und interessante Konferenz hinter uns haben. Die Teilnehmerzahl hat die magische 50 erreicht, und das war gerade die richtige Größe, um intensive Diskussionen zu ermöglichen. Nicht alles, woran in der Vorbereitung gearbeitet wurde, ist hier auch in einer dem Stellenwert gebührenden Form zum Tragen gekommen. Aber dafür gibt es den *Reader*, da das vorab abzusehen war. Dies bezieht sich vor allem die Konferenz-*Thesen*, die weiter diskutiert werden, so in Leipzig am 7.6. in der Reihe "WAK-Leipzig", wozu ich herzlich einlade. Und es ist genügend Material von Teilnehmern im Angebot, um eine *Publikation zur Konferenz* zusammenzustellen. Ob nun online oder auch in gedruckter Form, und wenn gedruckt, dann wie und wo - das wird noch zu entscheiden sein. Als Motto stand über der Konferenz ein Zitat von Adorno: Denn das geschwächte und der Realität immer hörigere Bewusstsein verliert mittlerweile die Fähigkeit, jene Anspannung der Reflexion zu leisten, die ein Begriff von Wahrheit fordert, der nicht dinghaft und abstrakt der bloßen Subjektivität gegenübersteht, sondern sich entfaltet durch Kritik, kraft der wechselseitigen Vermittlung von Subjekt und Objekt. Eine Negativaussage, die wir mit der Konferenz ins Positive wenden wollten: Diese Konferenz will "Anspannung" sein in Adornos Verständnis und zum Nachdenken anregen über die vielfältigen Fäden, mit denen Wissen und Bildung in den Umbrüchen unserer Zeit präsent und verstrickt ist. Wir wollen den Bogen spannen über Anspruch, Realität und Utopie und der subtilen Sprengkraft gemeinsamen Handelns denkender Menschen nachspüren. Das ist uns sicher gelungen; Stiftungsöffentlichkeit und die uns nahe stehende Partei für dieses gemeinsame Nachdenken zu interessieren dagegen weniger. Hier sind die Teilnehmer aufgefordert, die Botschaft der Konferenz hinauszutragen. Die "Anspannung zu Reflexion" zu leisten bedarf es Muße und Zeit - etwas, das in solch hektischer Wahlkampfatmosphäre knapper denn je ist. Fast möchte man Absicht dahinter vermuten, das Hamsterrad der Linken so noch mehr in Rotation zu versetzen. Da wird die nächste Wahl auch schon mal als "Schicksalswahl" bezeichnet, obwohl "Wahlen ja längst verboten wären, wenn sie etwas ändern würdern". Sicher, wenn die Linke im nächsten Bundestag in Fraktionsstärke sitzt, dann wird es auch einfacher, Konferenzen wie diese zu organisieren. "Politik ohne Politiker" hatten wir als Phänomen der Gesetzgebung festgestellt; der reale Handlungsraum von Politikern im Bundestag wäre sicher klein. Deutlich ist aber geworden, dass wichtige Hebel auf regionaler Ebene gestellt werden können, durch Kenntnis und Beförderung existierenden Engagements, Sachverstands und Innovation durch die lokale Politik. Und dabei sind die PDS-Erfahrungen in MV und Berlin wohl durchaus unterschiedlich zu werten.