In der vielfach aufgespaltenen Globalisierungsdebatte lassen sich drei Hauptströmungen erkennen. Die beiden Extreme werden von den Hyperglobalisten, die die Globalisierung als Quantensprung in eine völlig neue (globale) Dimension der Menschheitsentwicklung sehen, gegen dessen Sogwirkung jeder Widerstand zwecklos ist, und Skeptikern, die die Neuartigkeit dieses Prozesses infrage stellen, repräsentiert. Zwischen diesen bewegen sich die Transformationalisten, die die Globalisierung in einen historischen Kontext von Kontinuität und Bruch gestellt wissen wollen und der These der unausweichlichen Schicksalhaftigkeit dieses Prozesses Paroli bieten. Diese Dreiteilung wird noch einmal durch die Spaltung in Optimisten (Ohmae), die in der Globalisierung einen Segen sehen, Pessimisten (Guéhenno), für die sie eher ein Fluch ist, und entsprechenden Zwischenpositionen, gebrochen1.

Als zentrale Streitpunkte der Globalisierungsdebatte lassen sich folgende Probleme ausmachen:

  1. Was ist neu an der Globalisierung?
  2. Verhältnis von Globalisierung und Fragmentierung
  3. Zukunft des Nationalstaates
  4. Demokratiedilemma
  5. Grenzen und politische Gestaltbarkeit

1. Was ist neu an der Globalisierung?

Den Skeptikern, die fragen, was denn an der heutigen Globalisierung wirklich neu sei, wird eine ganze Reihe von Argumenten entgegen gehalten (Beck (1997:31/2): »Neu ist nicht nur das alltägliche Leben und Handeln über nationalstaatliche Grenzen hinweg, in dichten Netzwerken mit hoher wechselseitiger Abhängigkeit und Verpflichtungen; neu ist die Selbstwahrnehmung dieser Transnationalität (in den Massenmedien, im Konsum, in der Touristik); neu ist die `Ortlosigkeit' von Gemeinschaft, Arbeit und Kapital; neu ist auch das globale ökologische Gefahrenbewußtsein und die korrespondierenden Handlungsarenen; neu ist die unausgrenzbare Wahrnehmung transkultureller Anderer im eigenen Leben mit all den widersprechenden Gewißheiten; neu ist die Zirkulationsebene `globaler Kulturindustrien' (Lash/ Urry); neu sind auch das Heranwachsen eines europäischen Staatengebildes, die Zahl und Macht transnationaler Akteure, Institutionen und Verträge; schließlich ist auch neu das Ausmaß ökonomischer Konzentration, das allerdings abgebremst wird durch die neue grenzübergreifende Weltmarkt-Konkurrenz.«

Für Giddens in »Konsequenzen der Moderne« (1996:85) ist es in erster Linie die »Intensivierung weltweiter sozialer Beziehungen«, die die Globalisierung zu einem Epochenbruch werden läßt. Weitgehende Einigkeit besteht darüber, daß Globalisierung anhand dreier Parameter erkenn- und meßbar sein muß: »(e)rstens Ausdehnung im Raum; zweitens Stabilität über die Zeit; sowie drittens (soziale) Dichte der transnationalen Netzwerke, Bindungen und Bilderströme« (Beck 1997:30). Nach Held, McGrew, Goldblatt und Perraton (Held et al. 1999:27f) stellt Globalisierung einen Set von Prozessen dar, in deren Verlauf die grenzüberschreitende, sich in Raum und Zeit bis zu globaler Gleichzeitigkeit steigernde Interaktion zahlreicher Akteure und Institutionen in transnationalen Netzwerken kumuliert, die die Schlüsselbereiche der gesellschaftlichen Entwicklung (Wirtschaft, Kultur, Politik, Technologie, Ökologie) erfassen und in ihrer Reichweite den ganzen Globus umspannen können. Die damit einhergehende Gleichzeitigkeit von De- und Reterritorialisierung führt zu einer Neustrukturierung der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Beziehungen zwischen den davon betroffenen Strukturen und daran beteiligten Akteuren, in deren Mittelpunkt die Auseinandersetzungen um die Neubestimmung der Machtverhältnisse auf globaler Ebene stehen.

Um die neue Qualität der Veränderungen, die heute mit dem Terminus »Globalisierung« gemeint sind, präzise analysieren zu können, ist es sinnvoll, »den heutigen Globalisierungsprozeß von jenem historischen wirtschaftlichen Globalisierungsprozeß zu unterscheiden, der in dem `langen 16. Jahrhundert in Europa begonnen hat« (Brock 1997:12). Die neue Qualität des Weltsystems wird begründet mit:

a) Endlichkeit der Welt: Der Übergang »(v)on der Universal- zur Globalgeschichte« (Kossok 1992) zeigt das Ende eben jener Epoche an, die 1492 mit der »Entdeckung« Amerikas begonnen und sich als europäische Welteroberung fortgesetzt hat. Diese Auffassung stellt explizit die jeweils neue Qualität der welthistorischen Globalität beim Übergang sowohl zur Universalgeschichte um 1500 (»Europäisierung der Welt«) als auch zur Globalgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (»Endlichkeit der Welt«) in den Mittelpunkt der Bewertung des Epochebruchs.

b) Global Age: Die Ankündigung des »Global Age« (Albrow 1998) und seine Gleichsetzung mit der »Zweiten Moderne« (Beck) meint hingegen vor allem das Ende der (Ersten) Moderne, in der der Nationalstaat im Zeichen der französischen Revolution von 1789 seinen Siegeszug begonnen und vollendet hatte. Diese Position wird vor allem von Hyperglobalisten vertreten.

c) Primat der Ökonomie: Auch aus dieser Perspektive gelten die Genesis des Weltmarkts und der Beginn der Universalisierung des Nationalstaats als die zentralen Entwicklungsprozesse von »Globalisierung I«. Von einer neuen Globalisierungswelle (»Globalisierung II«) wird deshalb gesprochen, weil ihr eine »Umkehrung im Abhängigkeitsverhältnisses zwischen Wirtschaft und Politik, die sich seit Mitte der 70er Jahre zunehmend heraus(zu)kristallisieren« beginnt (Brock 1997:17), zugrunde liegt. Globalisierung II kann mit Blick auf die von Polanyi herausgearbeitete »Entbettung« von Ökonomie und Politik als eine Transformation der »Great Transformation« beschrieben werden.

d) Neustrukturierung des Weltsystems: Die These vom »Ende der Dritten Welt« (Menzel 1992) und das gleichzeitige Eingeständnis, daß das »Entwicklungsdilemma« nunmehr als das »Kernproblem der Internationalen Beziehungen schlechthin« (Menzel 1998:224/5) erkennbar hervortritt, begründen schließlich den Epochebruch mit der zentralen Rolle der Entwicklungsproblematik. Die Herausforderung des Westens durch den Aufstieg Ostasiens, die »Versüdlichung des Ostens« und »Versüdlichungsprozesse innerhalb des Nordens selbst« (ibid.:226-29) markieren das Ende jener Epoche, die seit 1917 bzw. 1945 durch die Bipolarität der Systemkonfrontation bestimmt worden war.

Alle vier Positionen verkünden das Ende einer Epoche, der allerdings ein unterschiedlicher Inhalt unterlegt wird, aus dem sich wiederum ein Bogenschlag in die Vergangenheit von unterschiedlicher Länge (zurück bis 1492, 1789 oder 1917/45) ableitet. Globalisierung wird entweder zum Ende der Universalgeschichte und der »Europäisierung der Welt« oder zum Ende der (Ersten) Moderne und des Nationalstaates oder aber zum Ende des «alten«, seit 1945 gültigen internationalen Systems in Bezug bzw. damit gleichgesetzt. Für die Weltsystemtheoretiker (Wallerstein) stellt sie den Beginn einer neuen Qualität des Weltsystems bzw. des Weltmarktes dar.

Die unterschiedlichen Auffassungen über Ursachen und Triebkräfte der Globalisierung folgen im wesentlichen der Dreiteilung der Globalisierungsdebatte. Für die Hyperglobalisten sind es vor allem Kapitalismus und Technologie, die die Globalisierung vorantreiben. Die Skeptiker sehen in ihr einen Prozeß, der durch die Auseinandersetzung zwischen Staaten und Märkten bestimmt wird. Und die Transformationalisten sind der Meinung, daß Globalisierung das Produkt einer Kombination von Modernisierungskräften ist (Held et al. 1999:10;12). Im gemeinsamen Schnittpunkt aller drei Auffassungen liegt der durch die dritte industrielle Revolution ausgelöste Modernisierungsschub. Die Geister scheiden sich jedoch in der Frage, ob dies als Erklärung hinreicht oder ob nicht ein »Kausalnetz« von sich gegenseitig verstärkenden Faktoren den Globalisierungsprozeß verursacht und vorantreibt. Die zweite Annahme findet zwar immer mehr Anhänger, löst aber das Erklärungsproblem nicht (Friedrichs 1997:5).

Nimmt man die beiden Bereiche, die gemeinhin als die am meisten globalisierten angesehen werden (Telekommunikation und Finanzmärkte ), so stehen der technische Fortschritt und die durch Deregulierung beförderte Vernetzung der Märkte im Zentrum des Ursachenkomplexes.

Am Beispiel der Globalisierung der Finanzmärkte, die bis 1973 weltweit der Kontrolle nationaler Regierungen unterstellt waren, machen Kleinert und Mosdorf zugleich deutlich, daß die Freigabe der Wechselkurse »zur Geburtsstunde eines globalen Devisenmarktes« (Kleinert/ Mosdorf 1998:47) wurde. Die politischen Entscheidungen von Nationalstaaten gehören also genauso zum Ursachenkomplex der Globalisierung wie ökonomische Marktprozesse. Wie die politische Weichenstellung bei der Suche nach einer Balance zwischen Markt und Gesellschaft, Transnationalem und Nationalem, Ökonomie und Politik ausfällt, hängt maßgeblich davon ab, wie weit ein monokausal und ökonomistisch verkürztes Verständnis von Globalisierung, wie es sich im Globalismus manifestiert, von den politischen Akteuren selbst Besitz ergriffen hat.

Mit Globalismus bezeichnet Beck (1997:26/27) »die Auffassung, daß der Weltmarkt politisches Handeln verdrängt oder ersetzt, d.h. die Ideologie der Weltmarktherrschaft, die Ideologie des Neoliberalismus. Sie verfährt monokausal, ökonomistisch, verkürzt die Vieldimensionalität auf eine, die wirtschaftliche Dimension, die auch noch linear gedacht wird, und bringt alle anderen Dimensionen - ökologische, kulturelle, politische, zivilgesellschaftliche Globalisierung - wenn überhaupt, nur in der unterstellten Dominanz des Weltmarktsystems zur Sprache. Selbstverständlich soll damit nicht die zentrale Bedeutung wirtschaftlicher Globalisierung ... geleugnet oder geschmälert werden. Der ideologische Kern des Globalismus liegt vielmehr darin, daß hier eine Grunddifferenz der Ersten Moderne liquidiert wird, nämlich die zwischen Politik und Wirtschaft. Die zentrale Aufgabe der Politik, die rechtlichen, sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen abzustecken, unter denen wirtschaftliches Handeln überhaupt erst gesellschaftlich möglich und legitim wird, gerät aus dem Blick oder wird unterschlagen. Der Globalismus unterstellt, daß ein so komplexes Gebäude wie Deutschland - also der Staat, die Gesellschaft, die Kultur, die Außenpolitik - wie ein Unternehmen zu führen sei. Es handelt sich in diesem Sinne um einen Imperialismus des Ökonomischen ...«

Die Unterscheidung zwischen Globalisierung und Globalismus ist eine der entscheidenden Quellen für die »Renaissance der Politik« (Kleinert/ Mosdorf 1998). Nationalstaatlich verfaßte Politik ist im Zeitalter der Globalisierung demnach nur in dem Maße handlungsfähig, wie sie sich von der Ideologie des »Globalismus« frei machen kann.

Im Zentrum der Kontroverse über Intensität und Extensität der Entgrenzung nationalstaatlich gegliederter Räume und der Herausbildung transnationaler Netzwerke stehen vor allem drei Fragen: (1) die Bewertung des inzwischen erreichten Grades an Globalität, (2) die Differenzierung zwischen verschiedenen Ebenen - nämlich globaler, transnationaler und internationaler Ebene - der Interaktionen und Vernetzungen sowie (3) die Rolle und Möglichkeiten, die der Nationalstaat auf den verschiedenen Ebenen der Interaktion und Vernetzung hat.

Von Beck (1997:29) wird die »Unrevidierbarkeit entstandener Globalität«2 als ein »wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Erster und Zweiter Moderne« angesehen. Globalität wird hier in dem Sinne gebraucht, »daß die Vorstellung geschlossener Räume fiktiv wird« (Beck 1997:28). Für Globalität führt er acht Gründe an (Beck 1997:29/30):

  1. geographische Ausdehnung und zunehmende Interaktionsdichte des internationalen Handels, die globale Vernetzung der Finanzmärkte und der Machtzuwachs transnationaler Konzerne,
  2. die informations- und kommunikationstechnologische Dauerrevolution,
  3. die universal durchgesetzten Ansprüche auf Menschenrechte - also das (Lippen-) Demokratieprinzip,
  4. die Bilderströme der globalen Kulturindustrien,
  5. die postinternationale, polyzentristische Weltpolitik - neben den Regierungen gibt es an Macht und Zahl zunehmende transnationale Akteure (Konzerne, Nichtregierungsorganisationen, Vereinte Nationen),
  6. die Fragen der globalen Armut,
  7. der globalen Umweltzerstörungen und
  8. transkultureller Konflikte am Ort. (Hervorheb. im Original)

Globalität ist also in vier unterschiedlichen Bereichen auszumachen: erstens in der Globalität einer »Weltrisikogesellschaft« mit ihren Konflikten - von Albrow (1998:297) auch als die »Globalität von Risiken« bezeichnet (6., 7., 8.), zweitens in der Globalität transnationaler Märkte (1.) und Technologien (2.), drittens in der Globalität universeller (3.) oder partikularer Werte (4.) und viertens in der Globalität transnationaler Akteure (5.). Für Globalität und Globalisierung führen Held et al. (1999:17ff) folgende Kriterien an:

Ausweitung (streching): Die Globalität ist auf der Ebene der Risiken (Umwelt, Technologie), Probleme (Entwicklungsdilemma, Armut), Konflikte (ethnische, kulturelle und soziale) und Werte (Menschenrechte, Demokratie) am offensichtlichsten. Einerseits machen Umweltkatastrophen, Ressourcenverbrauch und Waffentechnik die Endlichkeit von geschichtlicher Entwicklung und ökonomischer Expansion sichtbar, so daß schon mittelfristig keine Externalisierung der Handlungsfolgen mehr möglich ist (Habermas 1998:77). Andererseits ist die Welt zu eng geworden, als daß man auf Dauer den universellen Anspruch auf ein menschenwürdiges Dasein negieren könnte.

In anderen Bereichen hingegen ist Globalität unterschiedlich deutlich zu erkennen und unterschiedlich weit vorangeschritten. Globale Reichweite können am ehesten die Finanzmärkte und die Anwendung modernster Kommunikationstechnologien beanspruchen. Netzwerke, die sich in Reaktion auf globale Risiken, Probleme, Konflikte und Werte sowie Märkte und Technologien institutionalisiert haben, differieren deutlich in ihrer Reichweite. Hier muß zwischen internationalen, transnationalen und globalen Netzwerken unterschieden werden.

Intensität: Ein zweites Kriterium ist die Dichte der Interaktion und Vernetzung. Die Verbindungen und der Austausch (flows) zwischen Teilbereichen und Teilnehmern von Netzwerken und in anderen institutionellen Formen ist heute nicht nur umfassender, sondern schon wegen des erreichten Standes der Kommunikation und des Transports deutlich intensiver und oft auch anhaltender als dies früher möglich gewesen wäre.

Tempo: Ähnliches wie zur Intensität läßt sich zum Kriterium des Tempos sagen. Die globalen flows haben sich nicht nur verdichtet, sondern auch beschleunigt. Die Gleichzeitigkeit von Ereignissen und Prozessen gewinnt eine neue Qualität. Globale Kommunikation ist in immer mehr Bereichen in globaler Echtzeit, also ohne zeitliche Verschiebung möglich. Die damit verbundene Beschleunigung von Entscheidungsprozessen reduziert jedoch nicht nur den zeitlichen Abstand zwischen Aktion und Reaktion, sondern zeitigt auch ausgesprochen ambivalente Folgen für den Verlauf des historischen Prozesses selbst. Seine Beschleunigung macht einerseits immer mehr Grenzen menschlicher Entwicklung sichtbar und rückt mit sinkender Halbwertszeit von Entscheidungen die Zukunft immer näher an die Gegenwart heran, verstärkt aber andererseits die Langzeitwirkungen bestimmten Entscheidungen und läßt so die Gegenwart stärker in die Zukunft hineinwirken. Hier setzt auch das Konzept der Nachhaltigkeit an.

Dauerhaftigkeit: Globalisierungsprozesse sind in dem Maße dauerhaft, wie sie sich in neuen Strukturen niederschlagen oder alte in ihrem Sinne verändern. Die strukturellen Auswirkungen der Globalisierung für Organisation und Verhalten der an ihr mitwirkenden oder von ihr betroffenen Akteure sind in erster Linie an den Infrastrukturen, der Institutionalisierung, der Schichtung sowie den Modi der Interaktionen und Verschränkungen sicht- und meßbar.

Die Bewertung von Globalität und Globalisierung hängt letztlich von der angelegten Meßlatte ab. Die Ansätze der Hyperglobalisten und der Skeptiker leiden gleichermaßen an der »Idealisierung« der Globalisierung. Beide Herangehensweisen unterstellen einen »ideal type«, den sie entweder schon bzw. bald erreicht sehen (Hyperglobalisten) oder für noch weit entfernt bzw. nicht erreichbar halten (Skeptiker). Dem komplexen und schwer überschaubaren Verhältnis von Kontinuität und Bruch sowie der Kontroverse um Tiefe und Reichweite des Epochenbruchs werden soziohistorische Ansätze, die die Globalisierung als einen Prozeß mit notwendigen historischen Voraussetzungen und offenem Ausgang interpretieren, weit besser gerecht als die teleologische Annahme, daß Globalisierung zwangsläufig auf eine mehr oder weniger homogene Weltgesellschaft oder einen vollständig globalisierten Weltmarkt hinauslaufen würde.

2. Globalisierung und Fragmentierung

Im Richtungsstreit »Homogenisierung versus Heterogenisierung« (Robertson 1992:12) stehen sich in beiden Lagern wiederum Optimisten und Pessimisten, Befürwortung und Ablehnung gegenüber. Homogenisierung im Zeichen der Globalisierung wird von den Hyperglobalisten betont, wobei die einen eine erweiterte und verlängerte Verwestlichung im Sinne von »McWorld« zu erkennen glauben (Beck 1998a:42 bringt dies auf den Begriff des Globalen Westens). Auch hier stehen sich Befürworter (Fukuyama) und Gegner (Barber) gegenüber. Andere sehen ein »Globales Zeitalter« (Albrow) oder eine »Zweiter Moderne« (Beck) entstehen, deren grundsätzlich neue Qualität sich in der umfassend hergestellten Welt(zivil)gesellschaft manifestiert.

Die Entgegensetzung von Homogenisierung und Heterogenisierung wird jedoch von einer dritten, wachsenden Gruppe abgelehnt (Robertson 1998:196). Robertson sieht in der Glokalisierung die bestimmende Form, in der sich Homogenisierung wie Heterogenisierung von Raum und Zeit wechselseitig durchdringen. »Lokales« und »Globales« als die beiden begrifflichen Wurzeln des Neologismus »Glokalisierung« benennen aber lediglich zwei Pole der räumlichen Dimension der Globalisierung, die in ihrer Gleichzeitigkeit wiederum zwei Pole bilden: das »Lokale im Globalen« und das »Globale im Lokalen« (Robertson 1998:203). »Glokalisierung« entsteht aus der Entgrenzung von bisher nationalstaatlich organisierten Räumen und ist folgerichtig durch die Herausbildung neuer sozialer Räume charakterisiert. Wenn man zwischen »Lokalem« und »Globalem« Regionales, Nationales, Inter-, Trans- und Supranationales anerkennt, dann ergeben sich aus räumlicher Gleichzeitigkeit vielfältige Möglichkeiten der Kombination von Homogenisierung und Heterogenisierung. Für den Nationalstaat als Verbindungs- und Vermittlungsglied zwischen Lokalem und Globalem eröffnen sich auf diese Weise Optionen nach beiden Seiten.

Daß Globalisierung keineswegs mit Homogenisierung gleichzusetzen ist, tritt in ihrer kulturellem Dimension besonders augenfällig zutage. »Man ist sich einig, daß Globalisierung keine kulturelle Vereinheitlichung herbeizwingt;...« (Beck 1997:100). Vielmehr erweisen sich als »Melange« (Nederveen Pieterse 1998) oder »Kreolisierung« (Hannerz 1987) bezeichnete Formen kultureller Hybridbildung als Gegentendenz zu »McWorld« (universelle Verwestlichung) und »Jihad« (universelle Entwestlichung)3. Auch bei der kulturellen Globalisierung kommt es darauf an, die konkreten Formen des Aufeinandertreffens, der Vermischung und der Hybridisierung genau durchzubuchstabieren. Die »Bilderströme der globalen Kulturindustrien« (Beck) oder die »Welt von Star TV«, wie Menzel (1998:30/31) dies unter Verweis auf einen transkulturell - von Korea bis zum Persischen Golf - agierenden Fernsehsender des Medienimperiums von Rupert Murdoch beschreibt, sind nur eine Seite der Globalisierung. Eine andere Seite zeigt sich in der Herausbildung »globaler ethnischer Räume« (»Ethnoscape«; Appadurai 1998) im Ergebnis der »Enträumlichung« kulturell-ethnischer Dynamiken, bei der die »Gruppen nicht länger auf bestimmte Territorien fixiert« sind und die »Spannung zwischen Globalem und Lokalem ... die ausschlaggebende Kraft bei der Herstellung kultureller Identität darstellt« (Appadurai 1998:11; 36). Im Zuge kultureller Globalisierung bringen Angleichung und Diversifizierung einen »Universalismus der Differenz« (Beck Pol. d. Glob. 1998:59ff) hervor, den Beck mit den Worten von R. Wilks (zit. ibid) wie folgt beschreibt: »Das System globaler Kultur ist ein allgemeiner Code, aber dessen Zweck ist nicht eine allgemeine Identifikation; es ist genau umgekehrt die Expressivität von Unterschieden, Grenzen und Brüchen.«

Dieser »Universalismus der Differenz« ist in seinen Formen und Wirkungen ausgesprochen ambivalent. Er kann ebenso im friedlichen Austausch bisher voneinander getrennter Kulturen wie in ethnischen Konflikten, in Hybridbildung wie in Segmentierung seinen Ausdruck finden. Die »uniforme« und universelle Betonung der Unterschiede ist nicht nur Ausdruck sich globalisierender Kultur, sondern auch Ausgangspunkt für Opposition, Protest und Widerstand gegen Einflüsse, die gerade in ihrer Verbindung von Globalität und Näherrücken als Gefahr empfunden werden. Besonders Kultur kann trotz oder wegen ihrer »Glokalisierung« in mannigfaltiger Weise »fundamentalisiert« und damit zur Kompensation ökonomischer, politischer oder militärischer Unterlegenheit sowie als Waffe gegen zunehmenden Globalisierungsdruck eingesetzt werden.

Fragmentierung rückt als negative Steigerung von Heterogenität und angenommener Gegenpol von Globalisierung immer mehr ins Zentrum der Debatte. Fragmentierung wird dabei unterschiedlich verortet, wobei drei Richtungen zu erkennen sind:

A) Für Huntington (1996) steht der »Kampf der Kulturen« im Zentrum der »Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert«, wie aus dem Untertitel der deutschen Übersetzung zu entnehmen ist. Der rationale Kern der Huntington'schen Argumentation liegt in der Erkenntnis, daß der westliche Universalismus im Zeitalter der Globalisierung nicht länger aufrechtzuerhalten ist und dem Westen globale Konkurrenz aus nichtwestlichen und nicht-europäischen Kulturkreisen erwächst, die entweder als ideologischer Gegner mit gefährlichem Drohpotential (islamischer Fundamentalismus) oder als ökonomisch potente Mitbewerber im Wettlauf ins 21. Jahrhundert in Erscheinung treten (Ostasien). Die Absage an eine »universelle Kultur« (Huntington 1996:76ff) und die einseitige Betonung des Konfliktpotentials (291ff), das aus dem widersprüchlichen Zusammenspiel von kultureller Homogenisierung und Heterogenisierung erwächst, sind der - vergebliche und gefährliche - Versuch, den neuen Herausforderungen der Globalisierung durch eine kulturalistisch eingefärbte Geopolitik unter Berufung auf die »Einzigartigkeit des Westens« zu begegnen. Die religiös-kulturellen Feindbilder werden vor allem deshalb bemüht, um Kultur als »polarisierende und einigende Kraft« (Huntington 1996:24) für die Einheit des Westens im Kampf sowohl gegen »kulturelle Entgrenzung« als auch gegen Konkurrenten auf dem Weltmarkt und in der Weltpolitik zu mobilisieren.

B) Eine zweite Interpretation des Zusammenhangs von Globalisierung und Fragmentierung rückt die ökonomische und politische Blockbildung (Regionalisierung) in den Mittelpunkt. Die Anhänger dieser Auffassung argumentieren ausgehend von der idealtypischen Vorstellung einer vollständig globalisierten Wirtschaft, daß diese - zumindest derzeit - eine Fiktion sei und die Weltwirtschaft vielmehr in eine »Triade« von Wirtschaftsblöcken (Hirst/ Thompson 1998; Thompson 1999; Rodrik 1997; Mann 1997:122ff) bzw. eine »Quadriga« von vier Wirtschaftskulturen (Menzel 1998:35ff) gespalten sei. Der Unterschied in der Zählweise rührt daher, daß Ost- und Südostasien von den einen (Triade) als einheitlicher Wirtschaftsblock mit Japan als Zentrum angesehen, von anderen (Menzel) hingegen in zwei »Varianten« mit rivalisierenden Logiken und unterschiedlichen Modernisierungspfaden unter der Führung Japans bzw. Chinas unterteilt wird.

Gegen die Globalisierung führen die Anhänger der »Triade«, die meist im Lager der Skeptiker zu finden sind, hauptsächlich das Argument an, daß die wirtschaftlichen Aktivitäten weitaus stärker national als global ausgerichtet seien und der Hauptteil der weltwirtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Triade, also zwischen Nordamerika (USA) - Westeuropa - Ostasien (Japan), stattfinde. So entfallen 80% der Weltproduktion auf Binnenmärkte und der Welthandel (85%), die Auslandsdirektinvestitionen (65% des Kapitalstocks und 75% der Kapitalbewegungen) sowie die Zentralen der größten transnationalen Konzerne konzentrieren sich auf die Länder der Triade.

Menzel (1998:35/37) hebt stärker die unterschiedlichen Regionalismuskonzepte innerhalb der Quadriga hervor, in denen er jeweils spezifische »Pfade in die Moderne bzw. Postmoderne« sieht. Innerhalb der liberalen Marktwirtschaft unterscheidet er zwei Varianten: a) den rheinischen Kapitalismus (Sozialstaat-Kompromiß) und b) den angelsächsische Kapitalismus (postmoderner Neoliberalismus). Dem steht eine zweite Form des Kapitalismus in Ost- und Südostasien gegenüber, die sich ebenfalls in zwei Varianten unterteilen läßt: a) der bürokratische Entwicklungsstaat japanisch-koreanischer Provenienz; b) der Familienkapitalismus des Greater China (horizontale auf Blutsverwandtschaft oder landsmannschaftlicher Herkunft basierenden Netze). Der »Rest der Welt« außerhalb der »Quadriga« wird nicht mehr benötigt.

Die weiter fortgeschrittenen Integrationsmechanismen (EU und NATO) und sein größeres Gewicht in für die Weltwirtschaft entscheidenden internationalen Organisationen (WTO, IWF, Weltbank) verschaffen dem Westen einen Vorteil innerhalb der Triade und gegenüber dem »Rest« der Welt (Cooper 1999:12ff). Die Logik und Institutionen der Blockbildung innerhalb des Westens, die den traditionellen »Prinzipien der regulären Ausdehnung« (Mann 1997:123; 127) folgen, weisen - wie auch die NAFTA zeigt - in Richtung auf die Herausbildung einer osteuropäischen bzw. lateinamerikanischen »Semiperipherie« und deren Eingliederung in den westeuropäisch bzw. USA-dominierten Regionalblock.

C) Ein dritter Diskussionsstrang wendet sich besonders der sozialen Polarisierung und Ausgrenzung auf globaler wie innerstaatlicher Ebene zu, die allerdings in unterschiedlichem Maße als Ergebnis von Globalisierung angesehen wird. Eine erste Variante dieser Richtung interpretiert die Polarisierung zwischen arm und reich gleichfalls geopolitisch und benutzt dazu die Metapher vom »Limes« als Trennlinie zwischen dem armen Süden und dem reichen Norden (Rufin 1993). Für andere findet »The Real Clash« (Kurth 1994) hingegen innerhalb des Westens statt. Diese Sichtweise thematisiert besonders die Desintegrationsprozesse, die aus der Entgrenzung zwischen Nord und Süd/Ost erwachsen (Brock), bzw. die als Schattenseiten die Herausbildung von »Global Cities«4 begleiten (Sassen 1991, 1994; Friedrichs 1997:6ff - zit. in:ibid., FN 7, 18, 31). Selbst Hyperglobalisten wie Albrow (1998:250) müssen eingestehen, daß mit der Polarisierung zwischen Arm und Reichen im Zuge der Globalisierung eine Machtverschiebung zugunsten letzterer einhergeht:

»Die Kämpfe gehen weiter, während die Prozesse, die die Konflikte zwischen den Gruppen hervorrufen, sich über die ganze Welt ausbreiten. Den Reichen in den reichen Ländern stehen allerdings verschiedene Strategien offen. Sie können sich mit den inländischen Armen gegen die Armen in anderen Ländern verbünden, aber auch mit den Reichen in armen Ländern gegen die inländischen Armen. Solche transnationalen Optionen sind eine potentielle Quelle der Spaltung politischer Parteien, die versuchen, Rückhalt bei verschiedenen Wählergruppen zu finden.«

Zygmunt Bauman (1997) greift auf den Global-Lokal-Nexus zurück, um die neue Qualität der sozialen Polarisierung im Weltsystem als Charakteristikum der Globalisierung zu beschreiben: die Auflösung des Nexus zwischen »globalisierten Reichen« und »lokalisierten Armen« (Beck 1997:105).

»Globalisierung und Lokalisierung mögen untrennbare Seiten derselben Medaille sein, aber die zwei Teile der Weltbevölkerung leben auf verschiedenen Seiten und sehen nur eine Seite - so wie die Menschen auf der Erde nur eine Seite des Mondes sehen und beobachten. Einige bewohnen den Globus, andere sind an ihren Platz gefesselt...Glokalisierung ist zunächst und vor allem eine Neuverteilung von Privilegien und Entrechtungen, von Reichtum und Armut, von Möglichkeiten und Aussichtslosigkeit, von Macht und Ohnmacht, von Freiheit und Unfreiheit. Man könnte sagen, Glokalisierung ist ein Prozeß weltweiter Neu-Stratifizierung, in dessen Verlauf eine neue, weltweite, soziokulturelle, sich selbst reproduzierende Hierarchie aufgebaut wird. ... Was für die einen freie Wahl, ist für die anderen erbarmungsloses Schicksal. Und da diese anderen zahlenmäßig unaufhaltsam zunehmen und immer tiefer in einer Verzweiflung versinken, die aus einer perspektivlosen Existenz herrührt, hat man recht, wenn man Glokalisierung für eine Konzentration von Kapital, Finanzen und allen möglichen Ressourcen hält, die freie Wahl und wirksames Handeln ermöglichen - aber auch, und dies an erster Stelle, für eine Konzentration der Handlungsfreiheit ... Die alten Reichen brauchten die Armen, um reich zu werden und reich zu bleiben. Jetzt brauchen sie die Armen nicht mehr... Hat der Raum für die erste Welt, die Welt der Vermögenden und Besitzenden, seine einschränkende Qualität verloren und ist auf seinen `realen' und `virtuellen' Wegen leicht zu durchqueren, so verschließt sich für die zweite Welt - die Welt der Armen, der `strukturell Überflüssigen' - der reale Raum immer rascher. ... Die Bewohner der ersten Welt leben in der Zeit, Raum bedeutet ihnen nichts, da jede Entfernung unmittelbar überbrückt werden kann. ... Die Bewohner der zweiten Welt leben im Raum - er ist schwer, unverwüstlich, unberührbar und bindet die Zeit fest; ...« (Bauman)

Es bleibt festzuhalten, daß Globalisierung und Fragmentierung denselben Ursachen entspringen und Teile eines Gesamtprozesses sind. Fragmentierungen entstehen aus den Ungleichzeitigkeiten des Globalisierungsprozesses und sind Ausdruck von Ungleichheiten, die durch diesen hervorgerufen oder verschärft werden. Die - politisch vorangetriebene - ökonomisch-technische Globalisierung hat fragmentierte Räume mit ungleichen Lebens- und Verwertungsbedingungen als Grundlage und Voraussetzung (Görg/Hirsch 1998:325). Auch wenn man die düstere Vision von einem »neuen Mittelalter« (Minc 1994) als Kulminationspunkt ungleicher und ungleichzeitiger Globalisierung nicht teilt, bleibt doch das Fazit, daß Fragmentierung und nicht weltgesellschaftliche Integration die bestimmende Richtung der Globalisierung ist. Aus politökonomischer Perspektive hebt Elsenhans zwei grundlegende Defizite der Globalisierung hervor: Sie untergräbt zum einen die soziale Integration auf der Basis kapitalistischer Vergesellschaftung, indem Arbeit ohne Verhandlungsmacht gegenüber Arbeit mit Verhandlungsmacht begünstigt und dadurch das Fließgleichgewicht zwischen Kapital und Arbeit in den entwickelten Industrieländern des Nordens aus der Balance gebracht werde; zum anderen sind dem von den Welt(zivil)gesellschaftstheoretikern apostrophierten Transnationalismus Grenzen gesetzt und dieser ist insgesamt zu schwach, »um tatsächlich transnationale gesellschaftliche Strukturen zu schaffen, die dann auch noch zivilisiert sind« (Elsenhans IWVWW/1:20). Globalisierung wirkt also wie eine Schere der Desintegration: Sie bringt zwar neue, globale Strukturen und Akteure hervor, diese bleiben aber uneingebettete, fragmentierte Versatzstücke von unterschiedlicher Reichweite, Konsistenz und Anbindung, weil dem Nationalstaat analoge oder funktional äquivalente Integrationsmechanismen auf der Ebene des Weltsystems (weder Weltgesellschaft noch Weltregierung) fehlen; gleichzeitig hebelt sie tradierte, auf dem Nationalstaat wie seiner Universalisierung aufbauende Integrationsmechanismen (Westfälisches System) aus, so daß selbst die kapitalistische Vergesellschaftung im Norden Gefahr läuft, rückgängig gemacht zu werden.

3. Ende oder Wandel des Nationalstaates?

Der Nationalstaat steht aus mindestens zwei Gründen im Zentrum dieser Spannungen und Umbrüche. Zum einen ist die ihn begründende Territorialität zwischen Lokalem und Globalem angesiedelt und deshalb durch Globalisierung wie Fragmentierung gleichermaßen gefährdet. Zum anderen ist keine weitere Instanz in Sicht, die in der Lage wäre, die zentrale Frage der Globalisierung - ihre politische Gestaltung - anzugehen. Hier geht es vor allem darum, ob und wie die durch die Globalisierung verursachten und vorangetriebenen Prozesse der Entbettung (disembedding) in dem Sinne bewältigt werden können, daß eine nachfolgende Wieder-Einbettung (re-embedding) erfolgt, wie sie bisher in der Vergangenheit immer auch erzwungen werden konnte (Hoffmann APZ 23/1999:9ff).

Die durch die Globalisierung ausgelösten, verstärkten und vorangetriebenen Prozesse der De- und Reterritorialisierung treffen in erster Linie den Nationalstaat und bedrohen damit die institutionelle Existenzgrundlage moderner Demokratie. Quer durch alle Lager herrscht Einigkeit darüber, daß sich die Frage des Epochenbruchs an der Zukunft des Nationalstaats entscheidet. Die Hyperglobalisten sind sich dabei in einem Punkt einig: »... die neuen Entwicklungen schwächen den Nationalstaat.« (Mann 1997:113) Albrow bringt diesen Standpunkt mit folgenden Worten auf den Punkt: »Die Entkoppelung von Staat und Nation ist der wichtigste Aspekt des Übergangs der Moderne zum Globalen Zeitalter.« (Albrow 1998:267) In diesem Satz finden sich die beiden zentralen Punkte der Auseinandersetzungen innerhalb der Globalisierungsdebatte in ihrem wechselseitigen Bezug vereint: zum einen die Bewertung der Globalisierung als Epochenbruch, der zum anderen in erster Linie mit dem Ende des Nationalstaats begründet wird.

Je nach Bewertung des Globalisierungsprozesses wird auch die Zukunft des Nationalstaats eingeschätzt. Für die Hyperglobalizers ist die Globalisierung eine neue Epoche, eine »Zweite Moderne« (Beck), in der der Nationalstaat endgültig zu Grabe getragen wird (Albrow 1998, Guéhenno 1995, Ohmae 1995), während auf dem entgegengesetzten Pol die Globalisierungsskeptiker (Hirst/ Thompson 1996) den Nationalstaat gestärkt oder zumindest unbeschädigt aus den gegenwärtigen Umbrüchen hervorgehen sehen. Die Transformationalisten, für die die Globalisierung einen ergebnisoffenen, widersprüchlichen und dynamischen Prozeß darstellt, vertreten eine dritte Position. Diese besagt, daß sich der Nationalstaat neuen, tiefgreifenden Herausforderungen gegenüber sieht, die auf seine Transformation hinwirken, er aber dennoch zentraler Akteur auch im Globalisierungsprozeß selbst bleibt (Mann 1997).

Entscheidend für die Zukunft des Nationalstaates sind die Folgen der Globalisierung in Hinblick auf seine territoriale Verankerung. Moderne Demokratietheorie und -praxis setzen beide »den Territorialstaat als oberste Einheit politischer Loyalität, Identität und demokratischer Partizipation voraus« und gehen von der »Übereinstimmung zwischen Staat, Territorium, Nationalität, Souveränität, Demokratie und Legitimität aus« (Connolly 1991; zit. in: McGrew 1998:381). Im Zuge der Globalisierung wird diese Übereinstimmung durch das sich verschärfende Dilemma zwischen nationalstaatlicher Souveränität und transnationaler Kooperation (Beck 1998:26ff) aufgebrochen. Die tatsächliche Souveränität und Autonomie der Nationalstaaten entspricht immer weniger dem Anspruch souveräner Staatlichkeit, wie er bisher durch das Westfälische System garantiert worden war. Die Globalisierung verschärft alte oder schafft neue Probleme, die je nach Typ ein unterschiedlich hohes Maß an transnationaler Kooperation erfordern (Kleinert/ Mosdorf 1998:188). Die entstehenden transnationalen Netzwerke, die sowohl von regionaler als auch globaler Reichweite sein können, organisieren sich und agieren oft jenseits der Ordnungsprinzipien nationalstaatlich verfaßter Demokratie.

Zürn (1998:326) führt die »moderne Form der Verletzung des Selbstbestimmungsprinzips« auf die »Inkongruenz von Regelungs- und Handlungsräumen« zurück. Anhand der Globalisierung der ökologischen Risiken macht Goldblatt (1997:73ff) deutlich, daß aus dieser Inkongruenz für die nationalstaatlich verfaßte Demokratie ein Legitimation-versus-Effizienz-Dilemma erwächst. Die politischen Entscheidungen von Nationalstaaten zur Lösung globaler ökologischer Probleme seien - sofern sie demokratisch regiert werden - zwar demokratisch legitimiert, aber in ihrer Reichweite und damit Effizienz unzureichend. Sie würden weder der Globalität der Risiken entsprechen noch die Interessen künftiger Generationen hinreichend berücksichtigen. Während ersteres ein Effizienzproblem darstelle, sei letzteres ein Legitimationsproblem, das mit konventionellen Formen der Demokratie nicht zu bewältigen sei. Die bisherige demokratische Legitimation entspricht also weder einer effizienten Lösung auf globaler Ebene noch einer »erweiterten« Legitimation unter Einbeziehung der Interessen nachfolgender Generationen. Der anzustrebenden Lösung im Rahmen internationaler Institutionen mangelt es hingegen an demokratischer Legitimität. Erforderlich ist demzufolge ein Mehr an Demokratie sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene.

Andere (Mann 1997; Kleinert/Mosdorf 1998:188/9) sehen gerade auch in der »Transnationalisierung« eine Möglichkeit zur Rückgewinnung und Stärkung nationalstaatlicher Souveränität. Wie auch immer die Möglichkeiten und Fähigkeiten des Nationalstaat eingeschätzt werden, sich in transnationalen Netzwerken strategisch zu positionieren und die Globalisierung über deren politische Gestaltung zu demokratisieren, »geteilte« und deshalb »eingeschränkte Souveränität« (Held 1995:138; 222) im Ergebnis von Globalisierung und Fragmentierung untergräbt das traditionelle Institutionenbündnis zwischen Nationalstaat und Demokratie und erfordert dessen Neugestaltung.

Welchen Belastungen und Angriffen Demokratie durch die Globalisierung ausgesetzt ist, macht McGrew (1998:384/5) anschaulich deutlich: »Die Globalisierung stellt den demokratischen Staatsbürger und die Durchsetzung der Volkssouveränität grundsätzlich in Frage.« Görg und Hirsch (1998:321ff) konstatieren in diesem Zusammenhang - mit Verweis auf Jessop (1997d:573ff) - drei »Transformationen des Nationalstaats« mit »tiefgreifende(n) Modifikationen des Verhältnisses von `Staat' und `Gesellschaft'«, die »auch die Grundpfeiler der liberalen Demokratie herkömmlichen Typs« berühren:

»(1) Eine tendenzielle `Denationalisierung' des Staates, womit eine Lockerung der Beziehungen zwischen Staat und `national' identifizierten und umgrenzten Gesellschaften gemeint ist. .... (2) Eine tendenzielle `Entstaatlichung' von Politik, die mit dem Übergang von `government' zu `governance' als gesellschaftliche Steuerungsmodi und als Entstehung von Regelungsnetzwerken beschrieben wird, in denen der Staat oft als nicht mehr denn primus inter pares erscheint. ... (3) Die Internationalisierung von `policy-regimes', was mit dem politischen Orientierungswechsel von der `Nationalökonomie' zu `systemischer Wettbewerbsfähigkeit' und mit einer wachsenden Relevanz internationaler Regulation des Akkumulationsprozesses und dessen Folgen zusammenhängt ... .« (Hervorheb. im Original)

Diese Transformationen des Nationalstaats sind Ausdruck wachsender Inkongruenzen zwischen Nation und Staat, Staat und Politik sowie nationaler Politik und internationaler Politik mit gravierenden Folgen für die Steuerungs- und Integrationskapazitäten des Nationalstaats. Dieser bleibt zwar »Hauptfaktor sozialer Kohäsion« und »wesentlicher Träger sozialer Redistributionsprozesse« (Jessop 1997b:18), zumal funktionale Äquivalente auf transnationaler Ebene viel zu schwach sind, um diese Aufgabe übernehmen zu können, sieht sich aber bei deren Wahrnehmung zunehmenden Problemen gegenüber. Obwohl für den Nationalstaat als zentrale Integrations- und Steuerungsinstanz moderner Gesellschaft kein gleichwertiger Ersatz in Sicht ist und diese seine Aufgaben angesichts von Globalisierung und Fragmentierung sogar noch an Bedeutung gewinnen, sind es genau diese Prozesse, die ihn bei der Wahrnehmung seiner Integrations- und Steuerungsfunktion in Frage stellen. Wenn »die `nationalen' Gesellschaften heterogener und fragmentierter werden und wenn die `Entstaatlichung' und `Internationalisierung' zu einer tendenziellen Entkopplung von politischen Entscheidungen und institutionalisierten demokratischen Kontrollmöglichkeiten führt«, genau dann steht »liberale Demokratie herkömmlichen Typs ... im Kern zur Disposition« (Görg/ Hirsch 1998:323).

Während auf der einen Seite der Nationalstaat ausgehebelt wird, zwischen Staat und Gesellschaft durch »DeNationalisierung« Inkongruenzen entstehen und die Staatsfunktionen auseinanderfallen, verliert die Zivilgesellschaft, deren - national begründete - Autonomie gegenüber dem Staat und deren inneres »Fließgleichgewicht« (Elsenhans) eine zweite Bedingung von Demokratie ist, an innerer Kohärenz, so daß sie ihrer Funktion als Vermittlungsinstanz zwischen Staat und Staatsbürger (Cox 1997:61/2) und zentralem Integrationsmechanismus immer weniger nachkommen kann.

Globalisierung bewirkt, daß mit der Verhinderung bzw. Aushebelung des Fließgleichgewichts zwischen Kapital und Arbeit eine autonome und zivile Zivilgesellschaft als Basis von Demokratie (Elsenhans 1999) weltweit entweder weiter blockiert bleibt oder sogar Gefahr läuft, rückgängig gemacht zu werden. Fragmentierung von Zivilgesellschaft, die aus der Neubestimmung und Verstärkung von Identitäten im Zuge kultureller Globalisierung (»Universalismus der Differenz«) erwächst, erlangt erst in Zusammenhang mit den Desintegrationswirkungen ökonomischer Globalisierung ihre eigentliche Sprengkraft. Ökonomische Globalisierung führt dazu, daß die Verteidigung oder Neubestimmung der eigenen Identität zentrale Bedeutung für die Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Integration erlangt. Im Prozeß der Identitätsfindung werden vor allem gemeinschaftliche Werte reaktiviert, die im Prozeß der Globalisierung ganz unterschiedlich wirksam werden können. Das Spektrum reicht von fundamentalistischen Abwehrreaktionen und Ethno-Nationalismuis bis zur Adaption bestimmter Globalisierungstendenzen durch »Indigenisierung« und Hybridbildung. Unter dem Anpassungsdruck der Globalisierung gewinnen die Auseinandersetzungen um die Rückversicherung und Neubestimmung von Identität besondere Brisanz. In Verbindung mit ökonomisch verursachter Fragmentierung leisten sie der Desintegration von Zivilgesellschaft weiter Vorschub. Die Chancen einer Reintegration hängen maßgeblich davon ab, welche sozio-ökonomischen Grundlagen und kulturelle Kristallisationspunkte für eine Neubestimmung der Identität sich herausbilden und wie sie zusammenwirken.

»Economic globalization delivers a political challenge: whether from these fragments a revivified civil society and a new basis for political authority can be constructed. The decomposition and recomposition of civil society is the process that conditions democratic development in poor countries, ex-communist countries, and rich capitalist countries. Everywhere, though in different ways, the process is affected by economic globalization.« (Cox 1997:66)

4. Demokratie in der »Globalisierungsfalle«?

»(G)anz neue `demokratische Fragen'«, die durch die Globalisierung aufgeworfen werden (Altvater/Mahnkopf 1999:489), resultieren nicht allein aus Entgrenzung und Entpolitisierung, sondern gleichermaßen aus neuen sozialen und ökologischen Grenzen, die erst im Zuge der Globalisierung (voll) sichtbar werden, und für Politik im allgemeinen und Demokratie im besonderen völlig neue Aufgaben und Herausforderungen schaffen.

»So wird die `demokratische Frage' (Rödel/Frankenberg/Dubiel 1989) von zwei Seiten her radikalisiert - durch die ökonomische Globalisierung, in deren Verlauf politische Grenzen perforiert werden, und durch die ökologische und soziale Krise, die deutlich macht, daß es trotz (oder: wegen? - P.G.) aller Grenzen- und Schrankenlosigkeit doch wieder Grenzen gibt, die auf Dauer nicht mißachtet werden können, wenn die Gesellschaft und die Natur nicht zerstört werden sollen. Wir begegnen also erneut der Interpretationsfigur von Karl Polanyi in seiner `great transformation': Entbettung und Entgrenzung setzen zerstörerische Kräfte frei, die durch soziale Gegenbewegungen gestoppt werden müssen, wenn die Gesellschaft nicht zugrunde gehen soll.« (Altvater/Mahnkopf 1999:478; vgl. auch ibid.:367; 525)

Demokratie sieht sich in doppelter Hinsicht - sowohl als »industrielle« wie auch als »territoriale«, nationalstaatlich verfaßte Demokratie - ihrer bisherigen Grundlagen beraubt und zur Disposition gestellt:

Zum einen sind der Fortführung und Errichtung »industrieller Demokratie« (Altvater/ Mahnkopf 1999:502) deshalb Grenzen gesetzt, weil Industrialisierung - gerade im Zuge der Globalisierung - zum »positionellen Gut«5 (Altvater/Mahnkopf 1999:464) geworden ist. Das westliche Modell beruht anerkanntermaßen auf der gegenseitigen Verschränkung von Massenproduktion und Massenkonsum einerseits und Massendemokratie andererseits (Elsenhans u.a.). Ob dieses Wechselverhältnis in der Manier der konventionellen Modernisierungstheorie - politische Demokratie und ökonomischer Wohlstand als zwei Seiten der gleichen Medaille (Lipset 1959:75; Przeworski 1995:143; Berger 1996:11) - gedeutet wird oder ob damit - wie bei Rueschemeyer et al. 1992 - die dem zugrunde liegenden Klassen- und Machtverhältnisse gemeint sind, in jedem Fall bedarf eine demokratische Ordnung, die dauerhaft sein soll, eines Mindestmaßes an sozialer »Abfederung«. Das westliche Demokratiemodell, der sich gerade auf die »materiale Basis« einer Industrie, die im Wechselspiel von Massenproduktion und Massenkonsum vorangetrieben wird, gründet, läßt sich genau deshalb nicht universalisieren (Altvater/ Mahnkopf 1999:506).

Durch die Globalisierung sind nachholender Entwicklung auf der Basis umfassender Industrialisierung gleich zweifach Grenzen gesetzt: »`nachholende Industrialisierung', auf die alle Entwicklungsgesellschaften hoffen, ist ein undurchführbares Projekt« (Altvater/Mahnkopf 1999:464). Unter dem sich gegenseitig verstärkenden Druck von Globalisierung der Märkte und »Dritter industrieller Revolution« (Kurz) wird die Schwelle der Industrialisierung so weit angehoben, daß erstens der »alte« Mechanismus der Abstandswahrung gegenüber den (potentiellen) Nachzüglern selbst dann noch greift, wenn nachholende Industrialisierung absolut gesehen gelingt, aber nicht zur relativen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit führt, weil der Westen inzwischen ein paar Runden weiter ist und sich durch die Schubkraft der von ihm angeführten technologischen Dauerrevolution inzwischen ins »postindustrielle« Zeitalter katapultiert hat. Zweitens wirken die natürlichen und sozialen Grenzen des »Umweltraums« als »neuer« Mechanismus, an denen nachholende Industrialisierung, sofern sie von aller Welt verfolgt wird, scheitert (Altvater/ Mahnkopf 1999:465ff). Eine »industrielle Demokratie« im Süden und Osten ist schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil der Kreislauf von Massenproduktion und Massenkonsum unter dem Druck der Globalisierung selbst in den kapitalistischen Industrieländern nicht mehr aufrechterhalten werden kann. »So wie der demokratische Prozeß funktioniert, ist er keineswegs ökologisch nachhaltig.« (Altvater/ Mahnkopf 1999:509)

Globalisierung bedroht Demokratie sowohl dort, wo sie dauerhaft etabliert scheint (westliche Industrieländer), als auch dort, wo sie erst noch angestrebt wird (südliche und östliche Nachzügler). Im ersten Fall zielen auch die substantiellen politischen Partizipationsansprüche des Volkes angesichts des generellen »Souveränitätsdilemmas« (Beck) zumeist ins Leere. »Die politische Demokratie kostet in einer den Sachzwängen des Weltmarkts ausgesetzten Gesellschaft nichts, im Gegenteil, sie mindert Sozial- und Transaktionskosten.« (Altvater/ Mahnkopf 1999:494). Im zweiten Fall droht jenen Ländern und Gesellschaften, die als Verlierer der Globalisierung in die Mühlräder von Marginalisierung und Fragmentierung geraten, eine andere, nicht weniger repressive und zerstörerische Form des Autoritarismus - das »Schicksal einer autoritären Chaotisierung« (Altvater/ Mahnkopf 1999:493).

»Für die Zukunft der Demokratie ist diese Frage nach dem Integrationsmodus von Gesellschaft(en) in entgrenzten Räumen von größtem Belang. Denn die politische Gesellschaft, früher Voraussetzung der Demokratie, wird selbst zum Gegenstand der demokratischen Auseinandersetzung.« (Altvater/Mahnkopf 1999:479/80)

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Fußnoten

(1)
Dies veranlaßt Altvater/Mahnkopf (1999:25ff) von einem Richtungsstreit fünf verschiedener Positionen zu sprechen. Die Anhänger der ersten Position (Lafontaine/Müller 1998; Held et al. 1999; Beck 1997 und 1998) sehen in der Globalisierung vor allem eine Chance, während sie für andere (zweite Position) lediglich einen Mythos (Heise/Küchle 1996; Bairoch/ Kozul-Wright 1996; Boyer/Drache 1996) oder (dritte Position) einen keineswegs neuen, sondern bereits seit längerem bzw. unter anderen Formen bekannten Prozeß (Hirst/ Thompson 1996; Kleinknecht/ter Wengel 1998) darstellt. Wieder andere (vierte Position) halten »Globalisierung« für eine willkommene Formel, mit der unter Verweis auf unausweichliche Sachzwänge der Abbau von Sozialleistungen, Löhnen, demokratischen und Souveränitätsrechten im Sinne des Neoliberalismus vorangetrieben und begründet wird (Hengsbach 1996; Krätke 1997). Aus einer fünften Position wird Globalisierung eine widersprüchliche Tendenz der Inklusion und Exklusion bzw. Fragmentierung wahrgenommen (Luttwak 1994; Menzel 1998). Alle hier angeführten fünf Positionen lassen sich - mit dem jeweiligen »optimistischen« (positiven) oder »pessimistischen« (negativen) Vorzeichen versehen - den drei bei Held et al. (1999) unterschiedenen Standpunkten zuordnen. Im folgenden dient diese Dreier-Klassifizierung als Grundraster, das anhand der kontrovers diskutierten Problemfelder (Inhalt, Ursachen und Treibkräfte, Tiefe und Reichweite sowie Impakt und Richtungen der Globalisierung) spezifiziert wird.

(2)
Für Altvater/Mahnkopf (1999:88, 114, 124) ist Globalität gleichbedeutend mit der Vollendung der Globalisierung, d.h. einer vollständigen Homogenisierung der Beziehungen und Verhältnisse als Ergebnis der Unterwerfung des gesamten Globus’ unter den ständig expandierenden Weltmarkt. Da - wie zurecht bemerkt - der Globalisierung wegen der ihr innewohnenden Widersprüche Grenzen gesetzt sind und sie zwangsläufig mit Fragmentierungen einhergeht, ist Globalität in dieser Verabsolutierung nicht erreichbar. Statt »Globalität« als unerreichbares Ziel abzutun, ist es jedoch sinnvoller, darunter jene Ergebnisse der Globalisierung zu fassen, die tatsächlich global wirksam werden bzw. sind, aber nur für bestimmte Teilbereiche gelten, in Tiefe, Reichweite und Institutionalisierungsgrad - also dem Grad der Globalität - z.T. erhebliche Unterschiede aufweisen und mit Fragmentierung verbunden sein können.

(3)
Beide Begriffe finden sich im englischen Titel »Jihad vs. McWorld« des 1996 in deutsch erschienen Buches von Benjamin R. Barber »Coca-Cola und heiliger Krieg. Wie Kapitalismus und Fundamentalismus Demokratie und Freiheit abschaffen«. Sie dienen ihm als Metapher, um einerseits die Gegensätzlichkeit von Homogenisierung und Heterogenisierung im Zuge der Globalisierung, andererseits die in dieser konkreten Form von beiden ausgehende Gefährdung der zivilisatorischen Errungenschaften zu benennen.

(4)
»Global Cities« bilden sich als Knotenpunkte in globalen Netzwerken heraus und drücken nicht mehr einen Gegensatz zum umliegenden Land aus, sondern stellen einen spezifischen Aspekt der »Glokalisierung« dar. Globale Aktivitäten, flows und Institutionen solcher Bereiche wie Welthandel, Tourismus, internationale Finanzgeschäfte, Drogenhandel sind hier in starkem Maße gebündelt. »Global Cities« zeichnen sich also durch einen hohen Grad von Globalität aus, wodurch aber zugleich auch Fragmentierungsprozesse in ihnen und Ungleichzeitigkeiten gegenüber exkludierten Gebieten befördert und verstärkt werden.

(5)
Die Problematik »positioneller« bzw. »oligarchischer« Güter wurde bereits frühzeitig von Harrod (1958) und später von Hirsch (1980) aufgeworfen, der diese wie folgt beschreibt: »Ab einer bestimmten Grenze, die in den industriellen Massengesellschaften seit langem überschritten ist, verschlechtern sich die Nutzungsbedingungen eines Gutes, je verbreiteter dessen Gebrauch ist.« (Hirsch 1980:17) An dieser »Grenze der Tragfähigkeit« schlägt zweckrationales Handeln in sein Gegenteil um und führt zur »tragedy of the commons« (Hardin 1968; ausführlich zu diesem Dilemma vgl. Ostrom 1990; zit. in: Altvater/Mahnkopf 1999:76/77). Altvater/Mahnkopf (1999:457) sehen die »Grenze der Tragfähigkeit der Natur des Globus« inzwischen für »ganze Güterbündel und für die technischen und sozialen Produktionsbedingungen..., unter denen sie hergestellt werden«, erreicht, weshalb die gesamte westliche Produktions- und Lebensweise zu einem »oligarchischen« oder »positionellen Gut« geworden ist.